Close Babelli.deBabelli.de

Wer von uns sollte die Krippeneingewöhnung machen?

Eltern und Kinder spielen mit viel Spielzeug auf dem Boden.
Mama oder Papa – wer begleitet die intensive Zeit der Eingewöhnung? / Bild © Rawpixel.com, Adobe Stock.

Ihr überlegt, welcher Elternteil am besten die Eingewöhnung des Kindes begleiten sollte? Wir geben Impulse, die dir und euch bei dieser Entscheidung helfen können.

Die Eingewöhnung – ein neues Kapitel 

Das Kind ist in der Krippe angemeldet und der Start der Eingewöhnung geklärt. Ihr bereitet euch in großen Schritten auf diesen neuen Meilenstein im Leben des kleinen Wunders vor. 

Die meisten Kitas und Krippen in Deutschland leben das Berliner Eingewöhnungsmodell oder das Münchner Eingewöhnungsmodell. Aber auch die Peer Group Eingewöhnung/ Tübinger Modell wird immer beliebter. 

Egal, welches Modell in der Krippe deines Kindes umgesetzt wird: Einer der beiden Elternteile/Bindungspersonen muss die Eingewöhnung des Kindes begleiten. 

Bindungspersonen sind immer die Menschen, die seit der Geburt am meisten Zeit, Pflege, Fürsorge und Liebe für das Kind aufgewendet haben und zu denen das Kind am meisten Vertrauen, sprich die engste Bindung hat.

Je nach Lebensrealität, zum Beispiel, wenn du 100 % alleinerziehend oder der andere Elternteil aus anderen Gründen nicht präsent ist, kann die Eingewöhnung also auch die Tante, der Opa oder eine Freundin übernehmen. Das liegt daran, bei wem sich das Kind nach dir am sichersten fühlt.

Bleibt nur noch die Frage: Wer sollte die Eingewöhnung in der Krippe machen?

Wir zeigen, wie du dir das Ganze in 3 Schritten selbst beantworten kannst – am besten gemeinsam mit der anderen Bindungsperson des Kindes!

<span style="align:center; font-size: 18px">Video-Empfehlung:</span> <style> native-player { aspect-ratio: 16/9; display: block; } </style> <script type="text/javascript" src="//syndication.target-video.com/native-player.js" async=""></script> <native-player></native-player>

1. Wie sind unsere (zeitlichen) Kapazitäten?

Eine Eingewöhnung dauert etwa 4-6 Wochen – in manchen Fällen auch doppelt so lang. Das hängt immer von der individuellen Situation ab. 

Lediglich die Rahmenbedingungen können festgelegt werden, ansonsten lässt sich eine Eingewöhnung kaum durchplanen.

Bei der Dauer der Eingewöhnung können etwa diese Faktoren eine Rolle spielen:

  • Der Bindungsaufbau zwischen Kind und Fachkraft benötigt länger. Das ist völlig üblich. Denn Bindung entwickelt sich über Zeit, sie lässt sich niemals von außen steuern. In diesem Fall fühlt sich dein Kind bisher nicht sicher genug, eine Zeit lang ohne dich in der Krippe zu sein und zeigt das bei den Trennungsversuchen deutlich. 
  • Falls dein Kind oder seine Bezugsfachkraft zwischendurch krank wird, kann sich eine Eingewöhnung zeitlich in die Länge ziehen. 
  • Wenn in der Krippe Personalmangel herrscht, ist die Eingewöhnung vielleicht nicht gut durchführbar und dauert länger als gedacht.
  • Auch vorige schlechte Erfahrungen des Kindes mit anderen Erwachsenen sind nicht zu unterschätzen. Sie können auf die Eingewöhnung Einfluss nehmen. 
  • Dein Kind benötigt mehr Zeit, um sich an den neuen Zustand zu gewöhnen. Das kann mit Vorlieben sowie mit der individuellen Persönlichkeitsstruktur zusammenhängen. Und das ist wundervoll, denn es macht dein Kind zu dem einzigartigen Individuum, das es ist. Was spricht dagegen, dem Kind hier die Zeit zu lassen, die es zur Eingewöhnung an das neue Unbekannte benötigt?

Je nach Eingewöhnungsmodell, Krippen-Konzept, Kindespersönlichkeit und weiteren möglichen Umständen zeigt die Erfahrung, dass der begleitende Elternteil sich also mindestens 4 Wochen Zeit freischaufeln sollte. 

Gut zu wissen 

Dieses neue Lebenskapitel kostet dein Kind viel Kraft und du darfst daher geduldig mit ihm sein – sowohl während der Eingewöhnung als auch in den Ruhe-Zeiten zu Hause. Ein Krippen-/Kitaalltag ist für ein Kind genauso anstrengend, wie ein ganzer Arbeitstag für uns Erwachsene.

Wenn du innerlich im Stress bist, weil du etwa nur 2 Wochen freibekommst, wird dein Kind diesen Druck spüren. Das kann sich mitunter auf die Eingewöhnung auswirken, was du deshalb auf jeden Fall vermeiden solltest. 

Fragt euch als Elternteile/Bindungspersonen deshalb gern: Wer von euch hat die Kapazitäten, sich (mindestens) 4 Wochen am Stück aus Arbeit und anderen Verantwortlichkeiten herauszunehmen? 

Mit dieser Frage geht auch automatisch einher …

2. Wie sind die Vorgaben und Möglichkeiten der Krippe?

Ist es denkbar, dass beispielsweise erst die Mama 2 Wochen und dann Papa 2 Wochen die Eingewöhnung begleitet? 

Sprecht erst untereinander ab, was möglich ist und diskutiert das Ganze dann noch mal mit den Fachkräften. Sie wissen am besten, welches Konzept sich für ihre Krippe bewährt hat.

In der Regel sollte die Person, die die Eingewöhnung begleitet, telefonisch immer gut erreichbar sein und zügig zur Kita kommen können, wenn das Kind sie braucht.

Hinweis unserer Hebamme Emely: Wenn du noch stillst, erlebst du möglicherweise auch einen gewissen Druck, dein Kind noch vor der Eingewöhnung abzustillen. Lass dich davon nicht verunsichern oder zu sehr außen beeinflussen.

Stillen ist etwas sehr Wertvolles, stärkt eure Beziehung und hilft bei der Verarbeitung der neuen Eindrücke in der Kita. Sprich: Stillen und Eingewöhnung schließen sich absolut nicht aus, ganz im Gegenteil. 

Die wichtigste Frage, die ihr euch gegenseitig stellen solltet, ist jedoch …

3. Wer von uns kann das Kind besser loslassen?

Aus Sicht einer ehemaligen U3-Pädagogin, empfiehlt die Autorin: Die Person, die das Kind besser loslassen kann, sollte – wenn möglich – die Eingewöhnung machen. 

Denn, wenn du …

  • selbst zweifelst, ob dein Kind überhaupt schon alt genug für den Krippenalltag ist,
  • ein schlechtes Gewissen deinem Kind gegenüber hast, dass du bald wieder arbeiten gehst,
  • dir regelmäßig Gedanken um den Eingewöhnungsablauf machst,
  • es schwer hast, dein Kind an die Großeltern, Freunde oder andere Bezugspersonen aus eurem nahen Umfeld abzugeben 
  • generell Vertrauensprobleme bei anderen Menschen hast, wenn es um dein Kind geht,
  • Angst hast, allein bei dem Gedanken an die Eingewöhnung,
  • dich darum sorgst, dass eure Bindung darunter leiden könnte, wenn es nun in die Krippe geht,

… dann strahlst du schon jetzt bestimmte Gefühle aus. Da du eine Bindungsperson für dein Kind bist, wird es diese Gefühle auch in sich selbst spüren und zeigen.

Die mögliche Folge? Dein Kind wird selbst nicht in die Krippe wollen und innerhalb der Eingewöhnung seine Ängste zeigen. Möglicherweise zieht sich die Eingewöhnung dadurch ungewöhnlich lange oder muss gar abgebrochen werden, da dein Kind keine Bindung mit der Bezugsfachkraft aufbauen kann. Deine Gefühle bestimmen den Prozess somit zum Großteil mit.

Dein Kind erlebt sich zurzeit noch als Einheit mit dir und dem anderen Elternteil/Bindungsperson. Erst in der Autonomiephase (Beginn zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat) erkennt es, dass es einen eigenen Willen mitsamt eigener Gefühle hat.

Bedenke: Was du fühlst, ist legitim

Diese Gefühle der Ängste in dir haben ihre Berechtigung und wollen dir lediglich etwas mitteilen. Es ist vollkommen natürlich, dass es dir schwerfällt, dieses Wunderwesen einfach so in andere Hände zu geben. Du bist ein Mensch und liebst dieses Kind mit allem, was du hast. Sich darin zu üben, dieses Kind nun für bestimmte Zeiträume loszulassen, ist ein Prozess. 

Wichtig ist jetzt nur, ehrlich zu dir selbst zu sein und anzuerkennen: „Ich kann mein Kind im Zweifel nicht so gut loslassen.“

Und das ist okay. Falls nicht du, sondern die andere Bindungsperson sich hier wiederfindet, gilt natürlich dasselbe. Deswegen habt ihr die Wahl. In diesem Fall sollte also eher die andere Person von euch das tun. 

Falls ihr beide gut loslassen könnt

Übrigens kann es auch immer dazu kommen, dass ihr als Eltern/Bindungspersonen beide gut loslassen könnt und euch auch schon so richtig auf die Eingewöhnungszeit freut, euer Kind dennoch Trennungsängste hat oder im Laufe der Eingewöhnung welche entwickelt.

Gib deinem Kind hier einfach die Zeit, die es braucht, um sich wohlzufühlen und nachhaltig stabil in der Krippe anzukommen. 

Was wir damit sagen wollen: Es kann, muss aber nichts mit deinen Gefühlen zu tun haben, wenn die Eingewöhnung länger braucht oder das Kind sich nur schwer ablösen kann. Hier spielen, wie oben benannt, verschiedene Faktoren eine Rolle. 

Fazit

Die Krippeneingewöhnung sollte im besten Fall immer der Elternteil/die Bindungsperson machen, die am meisten Zeit dafür aufbringen und das Kind im Zweifel besser loslassen kann. All das solltest du auch immer auch mit den Kita-Fachkräften der Krippe abstimmen.

Gib deinem Kind die Zeit, die es braucht. Eine Eingewöhnung ist ein Prozess. Je mehr Vertrauen, Stabilität und Geduld du ihm entgegenbringst, desto nachhaltiger und sicherer wird es sich von dir und euch lösen können. Diese Zeit bildet die Basis für alle weiteren Stationen eures Kindes, in denen es zeitweise woanders sein wird.

Wir wünschen dir von Herzen eine sanfte Eingewöhnung für euer Kind und für euch ein liebevolles Wahrnehmen dieses besonderen Meilensteins. 

Wenn du mehr zum Thema „Krippen/U3-Eingewöhnung“ erfahren möchtest, höre super gern in unseren Podcast mit Expertin Katrin Schmitz rein:

<iframe style="border-radius:12px" src="https://open.spotify.com/embed/episode/6lq0zJFgSjpmeT4Olo0DtW?utm_source=generator" width="100%" height="152" frameBorder="0" allowfullscreen="" allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture" loading="lazy"></iframe>

Quellen

 

 

✔ Inhaltlich geprüft am 18.06.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert