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Stillstreik oder Brustschimpfphase – was tun?

Stillstreik: Baby weint und biegt sich durch in den Armen der Mutter.
Nicht immer ist es leicht, den Grund für die Ablehnung herauszufinden. / Bild © Андрей Журавлев, Adobe Stock

Will dein Baby momentan nicht an die Brust gehen wie sonst? Wir können dich beruhigen, das kommt häufiger vor, als man denkt. Was du tun kannst, wenn dein Baby in einen „Stillstreik“ tritt und wie lange solche Brustschimpfphasen üblicherweise anhalten, erfährst du nun.

Das Wichtigste in Kürze

  • In vielen Fällen bleibt es eine Phase, die vorbeigeht.
  • Meist „streiken“ die Babys gar nicht, sondern sind sehr unglücklich.
  • Nicht immer lässt sich die Ursache herausfinden.
  • Nur manchmal will sich das Baby (ab 7 Monaten) tatsächlich selbst abstillen.
  • Babys brauchen jetzt viel Liebe und Verständnis. Stillmamas auch.
  • Tagsüber abzupumpen und nachts zu stillen hilft in vielen Fällen.

Das bedeutet „Stillstreik“

Viele Mutter-Kind-Paare kennen Phasen, in denen ihr Baby nicht an die Brust möchte. Es dreht sich weg und weint, wirkt gleichzeitig unzufrieden und hungrig. Manchmal lehnt es nur eine Brust ab, manchmal sind beide Brüste betroffen. Nicht wenige Mütter stillen jetzt ab, weil sie glauben, ihre Milch würde nicht mehr ausreichen oder das Kind lieber feste Nahrung wollen. Das ist jedoch nur manchmal so. 

Ein Stillstreik – auch Brustschimpfphase genannt – tritt bei drei von vier Stillbeziehungen auf. Meist ist das Baby zwischen drei und acht Monaten alt, manchmal auch älter. Am häufigsten wird die Brust um den sechsten Monat herum (oft nur vorübergehend) abgelehnt. 

So lange hält ein Stillstreik an

Wie lange die Brustschimpfphase anhält, lässt sich schwer vorhersagen. Die Dauer hängt vor allem von der Ursache ab. Missfällt deinem Kind etwas, wird sie wahrscheinlich nur kurz andauern. Stecken Schmerzen wie beispielsweise beim Zahnen dahinter, kann es so lange zu Ablehnung kommen, wie es drückt oder kneift – oder bis dein Baby gemerkt hat, dass seine Schmerzen nicht mit der Brust zusammenhängen. Ist ein Entwicklungssprung schuld, können mitunter einige Wochen ins Land gehen, bevor ihr die Stillzeiten wieder ganz entspannt genießen könnt. 

Für diese Umstände gilt: durchhalten, der Spuk kann schon morgen vorbei sein! Denn ein Stillstreik bedeutet nicht, dass sich zwangsläufig das Abstillen ankündigt. Weiter unten findest du wertvolle Tipps, wie du die Phase gemeinsam mit deinem Baby überwindest.

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Mögliche Ursachen für die Ablehnung

Es gibt etliche mögliche Ursachen für einen Stillstreik. Nicht immer lässt sich der Grund herausfinden, per Ferndiagnose eher gar nicht. Denkbar wären zum Beispiel:

  • Überreizung durch äußere Einflüsse oder einen Entwicklungssprung
  • Größere Ablenkbarkeit durch neue Fähigkeiten
  • Verstopfte Nase
  • Schmerzen wie beispielsweise beim Zahnen, aber auch Ohrenschmerzen oder Bauchweh
  • Veränderter Körpergeruch der Mutter durch vermehrtes Schwitzen, viel Sport oder neue Düfte in Parfüm, Duschgel oder Lotion
  • Veränderter Geschmack der Milch durch Ernährung, Medikamente wie Antibiotika oder Milchstau/Brustentzündung
  • Negatives Erlebnis während des Stillens wie Erschrecken, Schimpfen (wenn das Baby beißt) oder Schmerzen
  • Ab sieben Monaten: Das Kind will sich möglicherweise langsam von der Brust entwöhnen.

Was kurzfristig hilft

Hast du eine wahrscheinliche Ursache wiedererkannt? Dann ergeben sich daraus schon Handlungsansätze, wie beispielsweise diese: 

Wenn dein Baby gerade überreizt ist, kannst du die Umgebung ruhiger gestalten, das Zimmer vielleicht etwas abdunkeln oder dein Kind mit einem leichten Tuch abschirmen. Manchmal ist der Hunger bereits so groß, dass gar nichts mehr geht. Dann empfiehlt sich fürs nächste Mal, die frühen Hungerzeichen zu erkennen, bevor dein Kind “hangry” wird.

Ist dein Kind sehr unruhig? Gib seinen Händen etwas zu tun. Du könntest zum Beispiel eine Stillkette oder ein kleines Spielzeug an deiner Kleidung befestigen oder deine eigenen Finger zum Spielen anbieten. Auch eine veränderte Stillposition kann die Situation entschärfen. Möglicherweise helfen diese Maßnahmen gegen ständiges Wegdrehen und das Trinken gelingt fast nebenbei.

Bei Zahnungsschmerzen helfen viel Liebe und kühlende Beißringe. Vermutest du Ohrenschmerzen, können Arzt oder Ärztin am besten helfen. Gegen eine verstopfte Babynase helfen ein paar Tropfen Muttermilch in das Näschen.

Dein Kind braucht dich jetzt, denn es ist mit der Situation mindestens genauso unzufrieden wie du. Wenn du die Ablehnung nicht persönlich nimmst und deine Erwartungen an dein Baby hinterfragst, findet ihr gemeinsam ganz sicher einen guten Weg.

Entleere deine Brüste während eines Stillstreiks regelmäßig mit der Milchpumpe und zwischendurch von Hand, um einen unangenehmen Milchstau zu vermeiden. So nimmt die Milchmenge, wenn überhaupt, nur geringfügig ab. Sobald die Phase überwunden ist und dein Baby normal trinkt, steigt sie von ganz allein wieder an.

Zurück an die Brust in 3 Schritten

Wichtig ist, nichts zu erzwingen. Der deutsche Hebammenverband empfiehlt in seinem Praxisbuch “Besondere Stillsituationen” betroffenen Müttern, in dieser Zeit besonders liebevoll mit ihrem Baby umzugehen und auf folgendes Vorgehen zu setzen:

  1. Phase: Alternative Fütterungsmöglichkeiten nutzen, die möglichst ohne Saugen auskommen. Dazu pumpst du Muttermilch ab, die du deinem Baby im Becher, mit dem Löffel, der Pipette oder einer Spritze mit speziellem Aufsatz Schlückchen für Schlückchen zu trinken gibst. Auch hier gilt: bitte nicht drängen!
  2. Phase: Anbieten der Brust in ungewöhnlichen Situationen. Das kann beispielsweise während des Spielens oder in der Badewanne beim gemeinsamen Bad sein. Zwischendurch ganz viel kuscheln, um die Bindung zu stärken.
  3. Phase: Im Halbschlaf stillen. Viele Babys holen sich jetzt, was sie tagsüber verpasst haben, bis es auch tagsüber wieder ganz normal klappt oder bis die nächtlichen Mahlzeiten – begleitend zur Beikost – euer neuer Stillrhythmus sind.

Betrachte diese drei Schritte am besten als Richtlinie. Wenn es für euch aus bestimmten Gründen so nicht funktioniert, beispielsweise weil das Trinken ohne Saugen im stressigen Alltag zu lange dauert, ist es eben so. Du bist dennoch eine gute Mutter!

Achte auf begleitende Symptome

Wenn dein Kind deutlich weniger als sonst trinkt, solltest du es intensiv beobachten. Denn meist geht der Stillstreik so schnell vorbei, wie er gekommen ist. Aber manchmal stecken eben doch andere Ursachen dahinter. Durch die Trinkverweigerung könnte es auch zu Dehydrierung kommen, die du möglichst vermeiden und die frühen Anzeichen kennen solltest (siehe oben). 

Wenn dein Baby auch in dieser Phase rosige Haut und wache Augen hat, mindestens fünf volle Windeln in 24 Stunden produziert und normal viel schläft, ist wahrscheinlich alles in Ordnung.

Schläft es jedoch ungewöhnlich viel, hat vielleicht faltige Haut und trockene Lippen oder verhält sich auffällig anders als sonst, zögere nicht, umgehend ärztlichen Rat einzuholen.

Lass dich unterstützen

Einen Stillstreik musst du nicht allein durchstehen. Je früher du weißt, was du tun beziehungsweise lassen solltest, desto besser überwindet ihr die unangenehme Phase. 

Wusstest du, dass du deine Nachsorgehebamme in herausfordernden Stillsituationen auch jetzt noch kontaktieren kannst? 

In vielen Wohnorten gibt es zudem Hebammenpraxen oder Stillberaterinnen, die dir wertvolle Tipps geben können. All diese Expertinnen können dir auch zeigen, wie du Muttermilch so abpumpst, dass die Milchmenge nicht abnimmt.
Einen guten Erfahrungsbericht einer betroffenen Mutter findest du bei stillkinder.de.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 05.06.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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