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Lipödem und Schwangerschaft: Das solltest du wissen

Schwangere Frau mit Lipödem trägt Kompressionsstrümpfe.
Lipödem und Schwangerschaft schließen sich nicht aus. / Bild © sam richter, Adobe Stock

Du bist Lipödem-Patientin und wünschst dir ein Baby oder bist bereits schwanger? Du fragst dich, ob Lipödem und Schwangerschaft gut vereinbar sind? Wir erklären dir, wie ein Lipödem die Schwangerschaft beeinflusst, ob es ein Risiko für das Baby darstellt und was du beachten solltest. Außerdem verraten wir dir, ob ein Lipödem in der Schwangerschaft ein Beschäftigungsverbot erfordert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ursachen für ein Lipödem sind nicht abschließend geklärt; es wird angenommen, dass es durch hormonelle Veränderungen und genetische Veranlagungen ausgelöst wird.
  • Es kann (muss aber nicht!) sein, dass sich die Lipödem-Beschwerden während der Schwangerschaft verschlimmern.
  • Achte in der Schwangerschaft auf eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und deine Kompression; auch Lymphdrainagen sind möglich.
  • Eine Liposuktion vor der Schwangerschaft kann bei Patientinnen mit starken Lipödem-Symptomen sinnvoll sein.

Was ist ein Lipödem?

Ein Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die hauptsächlich bei Frauen auftritt. Bei den Betroffenen kommt es zu einer übermäßigen Ansammlung von Unterhautfettgewebe, insbesondere an den Hüften, Oberschenkeln und Unterschenkeln, seltener an den Armen. Je nach Ausprägung und Erscheinungsbild wird ein Lipödem umgangssprachlich auch als Reiterhosen- oder Suavenhosen-Phänomen sowie als Säulenbein bezeichnet.

Die genauen Ursachen eines Lipödems sind nicht vollständig erforscht. Als Auslöser gelten hormonelle Veränderungen, wie sie in der Pubertät, der Schwangerschaft oder den Wechseljahren auftreten, sowie eine erbliche Veranlagung.

Symptome eines Lipödems

Ein Lipödem ist an den sichtbaren Fettvermehrungen zu erkennen. Zu den klassischen Symptomen gehören weiterhin:

  • Spannungsgefühl/Schmerzen in den Beinen
  • erhöhte Druck- und Berührungsempfindlichkeit der Haut
  • Neigung zu blauen Flecken
  • Wassereinlagerungen (Ödeme).

Ein Lipödem kann langfristig auch zu einem veränderten Gangbild und Fehlstellungen der Gelenke führen. Infolgedessen kann es zu einem vorzeitigen Gelenkverschleiß kommen. Je nach Ausprägung wird ein Lipödem in drei Stadien eingeteilt. Ein Lipödem kann nicht ursächlich geheilt, sondern es können lediglich die Symptome gelindert werden.

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Lipödem und Schwangerschaft: geht das?

Als Lipödem-Patientin mit Kinderwunsch fragst du dich vielleicht: Kann ich trotz Lipödem schwanger werden? Die Studienlage bezüglich des Zusammenhangs von Lipödem und Fruchtbarkeit ist dünn. Bei einem klinischen Report aus Amerika konnte bei Lipödem-Betroffenen jedoch keine besondere Neigung zur Unfruchtbarkeit festgestellt werden.

Ein Lipödem steht der Familienplanung somit nicht per se entgegen. Indirekt kann ein Lipödem das Schwangerwerden jedoch erschweren. Denn: Dem International Consensus Document zufolge sind 80 bis 88 Prozent der Lipödem-Patientinnen übergewichtig oder adipös. Deutliches Übergewicht kann das Schwangerwerden und auch die Schwangerschaft komplizieren.

Die klassische BMI-Formel ist bei einem Lipödem übrigens nicht anwendbar. Vielmehr sollte der Bauchumfang-Größen-Quotient herangezogen werden. Die Fettverteilung ist entscheidend dafür, ob betroffene Frauen als übergewichtig oder adipös gelten.

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Verschlimmert die Schwangerschaft das Lipödem?

Sobald die Familienplanung konkret wird, fragen sich viele Lipödem-Betroffene: Wird ein Lipödem in der Schwangerschaft schlimmer? Und was löst einen Lipödem-Schub aus?

Während der Schwangerschaft verändert sich dein Hormonhaushalt. Die nun vermehrt ausgeschütteten Hormone Östrogen, Progesteron und Humanes Choriongonadotropin (HCG) können dazu führen, dass sich deine Lipödem-Symptome verstärken. Manche Frauen berichten von einer sehr schnellen Gewichtszunahme und stärkeren Schwellungen und Beinschmerzen. Zudem kann es zu zusätzlichen Wassereinlagerungen kommen. Durch die Wassereinlagerungen kann deine Beweglichkeit eingeschränkt sein.

Rund die Hälfte der Frauen, die an einem Lipödem leiden, nimmt durch die Schwangerschaft jedoch keine Verschlimmerung wahr. Bei manchen Schwangeren bessert sich ihre Symptomatik in der Schwangerschaft sogar. Es kann also zu einer Zunahme der Beschwerden kommen, muss aber nicht. Eine Verschlimmerung kann auch erst bei einer zweiten oder dritten Schwangerschaft auftreten.

Ein Lipödem kann durch eine Schwangerschaft erstmalig ausgelöst werden!

Eine Fettverteilungsstörung kann während oder nach einer Schwangerschaft auch erstmals auftreten. Die Erkrankung bleibt zunächst oft unerkannt und wird mit Übergewicht verwechselt. Auch Ödeme sind klassische Schwangerschaftsbeschwerden und lassen nicht direkt auf ein Lipödem schließen.

Solltest du in der Schwangerschaft unter schmerzenden, schweren Beinen und starken Ödemen leiden, wende dich an deinen Arzt oder deine Ärztin. Falls der Verdacht eines Lipödems besteht, können sie dich zu einem Lipödem-Spezialisten überweisen. Lipödem-Spezialisten in deiner Nähe findest du hier.

Birgt ein Lipödem in der Schwangerschaft Risiken?

Bei einer Schwangerschaft mit Lipödem besteht kein erhöhtes Komplikationsrisiko und es sind normalerweise keine zusätzlichen Kontrollen beim Frauenarzt notwendig. Es sei denn, die Betroffene leidet unter starken Beschwerden und/oder es liegen sonstige Gründe für eine Risikoschwangerschaft vor (etwa starkes Übergewicht).

Hat ein Lipödem Auswirkungen auf das Kind?

Ein Lipödem scheint laut aktuellem Stand der Wissenschaft keine negativen Auswirkungen auf das Ungeborene zu haben. Aber: Individuelle Faktoren wie starkes Übergewicht können ein Komplikationsrisiko bergen. Dein Arzt oder deine Ärztin wird dich gut betreuen und umfassend beraten. Darüber hinaus kannst du dich mit Fragen jederzeit vertrauensvoll an deine Hebamme wenden.

Lipödem, Schwangerschaft und Gewichtszunahme: Was muss ich beachten?

Du solltest in der Schwangerschaft mit Lipödem auf eine moderate Gewichtszunahme achten. Eine schnelle und starke Gewichtszunahme erhöht das Risiko, dass sich das Lipödem verschlimmert. Durch eine ausgewogene Ernährung und ein gesundes Gewichtsmanagement kannst du das Fortschreiten der Krankheit aufhalten und deine Mobilität bewahren.

Wichtig: Achte auch auf deine psychische Gesundheit!

In der Schwangerschaft fahren die Gefühle hormonell bedingt Achterbahn. Ein Lipödem kann in dieser Zeit psychisch eine zusätzliche Herausforderung sein. Unbedachte Sprüche Außenstehender über die Figur und die Gewichtszunahme können negative Emotionen befeuern.

Falls du eine seelisch starke Belastung empfindest, solltest du mit deiner Frauenärztin oder deiner Hebamme darüber sprechen. Auch das Aufsuchen eines Facharztes für psychosomatische Medizin und Psychotherapie solltest du in Erwägung ziehen. Du bist nicht allein. Nimm Hilfe an!

Was kann ich tun, um das Lipödem in der Schwangerschaft zu lindern?

Falls bei dir das Lipödem bereits vor der Schwangerschaft bestand, kannst und solltest du deine bisherige Therapie fortsetzen. Halte jedoch Rücksprache mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin. Trat das Lipödem bei dir erstmals in der Schwangerschaft auf, solltest du eine Therapie beginnen. Die konservative Lipödem-Therapie basiert auf verschiedenen Säulen:

  • Kompressionstherapie: Eine Kompressionstherapie verzögert die Zunahme des Lipödems und lindert die Beschwerden. Es gibt spezielle Kompressionskleidung für schwangere Frauen. Diese bietet ausreichend Platz für den Babybauch und übt gleichzeitig Druck auf die vom Lipödem betroffenen Areale aus, um den Flüssigkeitsfluss zu unterstützen. Die Kompressionskleidung wird nach Maß angefertigt und in regelmäßigen Abständen an den zunehmenden Bauchumfang angepasst.
  • Manuelle Lymphdrainage: Lymphdrainagen helfen, die Beine zu entstauen und Beschwerden wie Beinschmerzen zu lindern. Aber ist Lymphdrainage in der Schwangerschaft erlaubt? Es spricht grundsätzlich nichts dagegen. In der Frühschwangerschaft sollte allerdings keine tiefe Lymphdrainage im Bauch- oder Beckenbereich durchgeführt werden. Halte Rücksprache mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt, bevor du deine Therapie startest oder fortsetzt. Informiere außerdem deinen Physiotherapeuten oder deine Physiotherapeutin über die Schwangerschaft, damit er oder sie die Handgriffe anpassen kann.
  • Hautpflege: Die mechanische Belastung, die etwa Kompressionsstrümpfe durch Reibung in der Bewegung ausüben, kann Reizungen hervorrufen. Deine Haut bedarf daher besonderer Pflege. Trage am besten abends nach dem Ausziehen der Kompression eine pflegende Creme oder Lotion auf. Dadurch kann sich deine Haut über Nacht erholen.
  • Bewegung: Durch regelmäßige Bewegung kannst du Übergewicht entgegentreten. Weiterhin trägt Bewegung zum Entstauen der Beine bei. Besonders geeignete Sportarten sind etwa Schwimmen oder Schwangerschaftsyoga. Probiere aus, was dir guttut.
  • Gesunde Ernährung: Ernähre dich ausgewogen, um ein ernährungsbedingtes Übergewicht zu vermeiden und das Lipödem nicht zusätzlich zu befeuern. Eine mediterrane Ernährung soll sich positiv auf den Entzündungsprozess auswirken. Achte auf eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen. Studien zeigten, dass Lipödem-Patientinnen beispielsweise häufig einen Vitamin-D-Mangel aufweisen. Wichtig: Nahrungsergänzungsmittel solltest du nur in Rücksprache mit deinem Arzt oder deiner Ärztin einnehmen.

Blog-Tipp: Power Sprotte – Life in Compression

Im „Power Sprotte“-Blog berichten betroffene Frauen von ihren Erfahrungen und ihrem Leben mit der Diagnose Lipödem. Du erhältst alltagsnahe Ratschläge zu Themen wie Lipödem-Mode und -Hautpflege sowie praxiserprobte Ernährungs- und Trainingstipps. Vielleicht hilft dir der ein oder andere Blog-Beitrag auch auf deinem Weg zu einer positiveren Selbstwahrnehmung.

Greift bei einem Lipödem in der Schwangerschaft ein Beschäftigungsverbot?

Ein Lipödem erfordert nicht per se ein Beschäftigungsverbot. Solltest du jedoch unter starken Beschwerden leiden, die dich sehr beeinträchtigen und durch deine berufliche Tätigkeit zusätzlich getriggert werden, kann bei einem Lipödem in der Schwangerschaft ein Beschäftigungsverbot angeraten sein. In deiner Frauenarztpraxis wird man unter Berücksichtigung deiner persönlichen Situation und deiner Krankengeschichte abwägen, ob ein Beschäftigungsverbot in deinem Fall nötig ist.

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Kann ein Lipödem nach der Schwangerschaft von selbst verschwinden?

Bei einem Lipödem handelt es sich um eine chronische Fettverteilungsstörung, die nicht heilbar ist. Ein Lipödem verschwindet nach der Schwangerschaft also leider nicht. Durch eine gezielte Therapie kannst du die Symptome aber gut in den Griff bekommen. Bei sehr starken Beschwerden kann eine Liposuktion (Fettabsaugung) eine Option sein.

Ist eine Lipödem-OP vor, während oder nach der Schwangerschaft sinnvoll?

Bei einer Liposuktion werden die krankhaften Fettzellen entfernt. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Lipödem-OP: vor oder nach der Schwangerschaft?

Wenn du die Liposuktion vor der Kinderplanung durchführen lässt, wirst du während der Schwangerschaft vermutlich weniger Beschwerden haben. Denn: Je weniger krankhaftes Fettgewebe vorhanden ist, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass es sich in der Schwangerschaft vermehrt und die Hormonschwankungen das Lipödem triggern. Außerdem wirst du wahrscheinlich beweglicher sein und dein Kind besser (ohne Druckschmerzen) tragen und auf deinen Schoß nehmen können. Bedenke aber, dass sich dein Körper durch die Schwangerschaft verändert. Nach der Schwangerschaft könnte eine erneute OP zum Entfernen neu aufgetretener Fettansammlungen nötig sein.

Lass dich von einem Spezialisten beraten, ob eine Operation in deinem Fall vor oder nach der Schwangerschaft am vorteilhaftesten ist. Während der Schwangerschaft ist eine Liposuktion nicht möglich. Nach der Schwangerschaft kann eine Lipödem-OP frühestens ein halbes Jahr nach der Geburt erfolgen.

Ist ein Lipödem erblich?

Es wird angenommen, dass ein Lipödem vererbbar ist. Das bedeutet aber nicht, dass dein Kind automatisch daran erkranken wird. Bei einer amerikanischen Studie wiesen 15 Prozent der für die Studie befragten Lipödem-Patienten einen Verwandten ersten Grades mit derselben Krankheit auf. Es ist also möglich, dass du die Neigung zur Fettverteilungsstörung an dein Kind weitervererben wirst, es muss aber nicht sein.

Ab wann kann ein Lipödem frühestens bei Kindern diagnostiziert werden?

Bei Kindern wird oft erst im Teenageralter ein Lipödem festgestellt. Manchmal wird die Diagnose auch erst nach einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren gestellt. Es lässt sich somit erst spät feststellen, ob dein Kind eine chronische Fettverteilungsstörung entwickelt.

Fazit: Lipödem und Schwangerschaft schließen sich nicht aus

Jeder Körper ist anders. Daher reagiert auch jeder Körper unterschiedlich auf ein Lipödem in der Schwangerschaft. Es ist somit leider nicht möglich, einen Verlauf vorherzusagen. Mach dich nicht verrückt. Eine positive Einstellung ist der Schlüssel zu einer schönen Schwangerschaft. Daher möchten wir dir zum Schluss noch ein mutmachendes Zitat einer Lipödem-Betroffenen mit auf den Weg geben, die ihr Wunschkind inzwischen zur Welt gebracht hat:

Je entspannter man an das Thema herangeht, desto besser geht es auch dem Körper. Meine Erfahrung hat mir gezeigt: Es ist möglich, Ödem und Kinderwunsch gut miteinander zu vereinbaren.

Tanja Krug auf medi.de

Bist du schwanger mit Lipödem? Möchtest du deine Erfahrungen bezüglich Lipödem und Schwangerschaft mit uns teilen? Wir freuen uns über eure Kommentare!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 04.07.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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