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Magische Phase im Kita-Alter: Was Eltern wissen sollten

Kind läuft mit Mutter freudig am Strand entlang und trägt dabei ein aus Karton selbstgemachtes Flugzeug um den Körper.
Die schönste Phase im Kleinkindalter – wenn die Welt voller Magie ist. / Bild ©Odua Images, Adobe Stock.

Parallel zur Autonomiephase zeigt sich häufig auch die magische Phase. Wieso du dein Kind darin bestärken darfst und wie das aussehen kann, mehr dazu hier.

Was es mit der Phase auf sich hat 

Im Alter zwischen 2 und 5 Jahren startet sie und kann sich bis ins Grundschulalter ziehen: die sogenannte magische Phase

Dein Kind erschließt sich in dieser Zeit mit seiner Fantasie die reale Welt. Auch wenn es aus Erwachsenen-Sicht keinen Sinn ergibt, so versteht das Kind seine Umwelt zurzeit sogar besser durch den Einfluss von magischem Denken. 

Ohnehin sind Fabelwesen, Erfundenes und unbegrenzte Möglichkeiten jetzt das Thema Nummer 1. Eventuell sind jetzt auch bestimmte Rituale und imaginäre Freunde für dein Kind wichtig.

„Die Engel weinen, deswegen regnet es.“ 

Magisches Denken zeigt sich primär durch das, was dein Kind darüber erzählt und tut.

Hier einige Beispiele für magisches Denken:

  • „Wir müssen das Fenster offen lassen für meine Elfen.“
  • „Der Stein hier ist mein Glücksstein. Ich muss ihn immer dabeihaben, sonst hab’ ich Pech.“
  • „Heute bin ich ein Zauberer, deswegen scheint die Sonne.“
  • „Mein Teddy ist traurig, wenn er nicht dabei sein kann.“
  • „Ich habe heute den Osterhasen in der Kita gesehen und ihm schon mal Hallo gesagt!“
  • „Die Fee kommt, damit die Monster unter dem Bett nicht hoch krabbeln.“
  • „Schau mal, da vorn steht mein Einhorn!“
  • „Ich male dem Christkind eine Landkarte, damit es unsere Wohnung findet.“
  • „Die Engel weinen, deswegen regnet es.“

Geschichten

Auch Geschichten aus Kinderbüchern und Hörspielen durchlebt dein Kind jetzt vermutlich verstärkter und realer als zuvor. Weiter noch: Es baut sie als Teil seiner Realität ein. 

Beispiele:

  • „Die Maus aus dem Buch ist mein Freund. Siehst du, da ist sie!“
  • „Ich war auch mal eine Prinzessin, früher.“
  • „Auf der Wolke im Buch wohnt mein Gnom.“

Du siehst: In der magischen Phase ist das Vorlesen und Erzählen von Geschichten umso wertvoller als ohnehin schon. 

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Warum diese Phase so schön und wichtig ist 

Der Entwicklungspsychologe Jean Piaget beschrieb diese Phase als wichtigen Meilenstein, ehe das Kind mit dem Schuleintritt automatisch sein rationales Denken trainiert.

Die magische Phase stärkt außerdem das individuelle Selbstbewusstsein, die Neugierde und das Vorstellungsvermögen deines Kindes.

Fantasie und fabelhafte Erzählungen können die kognitive Entwicklung fördern und helfen obendrein zu neuen Lösungen und Strategien bei Herausforderungen. Hat dein Kind also genügend Raum für sein magisches Denken, schult es damit ganz nebenbei seine Handlungs- und Konfliktlösungsfähigkeit. 

Zusätzlich trainiert magisches Denken die Empathie deines Kindes. Denn wenn es bei Steinen, Kuscheltieren und Fantasiewesen Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche wahrnehmen kann, dann wird ihm dasselbe auch bei realen Menschen, Tieren und in der Natur gelingen. 

Hinzu kommt, dass Fabelwesen und Fantasiefreunde deinem Kind ganz viel Mut und Kraft bei Trauer, Ängsten oder Wut schenken können. 

Lügt mein Kind mich nicht eigentlich an?

Auch wenn dich die magische Phase zwischenzeitig schmunzeln lässt oder irritierend wirken kann: Du solltest dein Kind in dieser Phase immer ernst nehmen, damit sich die genannten Lerneffekte einstellen können.

Es ist auch keine Lüge, wenn dein Kind etwa ein Fabel- oder Fantasiewesen sieht. Aktuell nimmt es das schlichtweg so wahr. Du solltest seine Empfindungen nie infrage stellen, absprechen oder sie klein machen. 

Das könnte langfristig zur Folge haben, dass dein Kind seinen Empfindungen selbst nicht mehr vertraut. Auf Dauer verringert das womöglich sein Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. 

Kommt dir die Phase allerdings ungewöhnlich lang vor, flüchtet sich dein Kind ausschließlich in seine Fantasie und ist es kaum mehr im Hier und Jetzt, scheint etwas anderes vorzuliegen.

Vertraue dann auf dein elterliches Bauchgefühl und gehe mit deinem Kind zur Kinderarztpraxis. Vielleicht liegt eine unerkannte seelische Belastung vor, die es abzuklären gilt.

Wie du dein Kind jetzt begleiten kannst

Wir empfehlen etwa gezielt Fragen zu stellen und dein Kind in seiner Wahrnehmung zu bestärken, indem du darauf eingehst, was es berichtet. 

Beispiele:

  • „Was für eine Prinzessin warst du denn früher?“
  • „Darf ich dein Einhorn mal streicheln? Wo steht es jetzt gerade?“
  • „Du kannst also das Wetter verzaubern? Wahnsinn, wie machst du das?“
  • „Was macht dein Gnom auf deiner Wolke am liebsten?“
  • „Und was hat der Osterhase gesagt?“

Falls die magische Phase Herausforderungen im Alltag mit sich bringt, sorge hier für eine Begleitung auf Augenhöhe.

Beispiele: 

  • „Ich schaue unter dem Bett nach dem Monster. Wenn ich keines sehe, kannst du dir sicher sein, dass es auch heute Nacht nicht mehr kommt.“
  • „Sind die Elfen drin? Kannst du sie fragen? Dann werde ich das Fenster nun schließen.“
  • „Kannst du deinem Teddy erklären, dass er am Beckenrand warten muss, wenn wir ins Wasser zum Schwimmen gehen? Wir wollen ja nicht, dass er nass wird und von dort aus kann er bei allem prima zuschauen.“

Fazit

Die magische Phase ist ein regulärer Entwicklungsschritt im Kleinkindalter. Die Fantasie deines Kindes kennt jetzt keine Grenzen und durch sie lässt sich alles erklären und begründen. 

Begleite dein Kind in dieser Phase voller Vertrauen und mit dem Wissen, wie wichtig sie für seine Entwicklung ist. 

Schreibe dir, wenn du möchtest, bestimmte Anekdoten auf, so haben du und dein Kind später eine schöne Erinnerung daran.

Wir wünschen dir von Herzen, dass du diese schöne Zeit mit deinem Kind so richtig genießen kannst und dich von ihm mitreißen lässt in fantastische Welten voller Möglichkeiten.

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Quellen

  • Davies, Uzodike, van Loon, Wirth (2022). Das Montessori Baby. Geborgen und mit offenen Sinnen ins Leben starten. Weinheim: Verlagsgruppe Beltz.
  • Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH.
  • Perls, Frederick S., Hefferline, Ralph F., Goodman, Paul (2015). Gestalttherapie. Grundlagen der Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. (9. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.
  • kita.de (2024): Magisches Denken: Die magische Phase bei Kindern. https://www.kita.de/wissen/magisches-denken/ (abgerufen am 22.08.2024).
Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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