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„Ich kann nicht mehr!“ – anhängliche Babyphasen überstehen

Mutter hantiert in der Küche mit Baby auf dem Arm.
Wenn das Baby eine anhängliche Phase hat, hast du aktuell womöglich keine Sekunde für dich allein … / Bild © ninelutsk, Adobe Stock.

Es gibt Phasen, da will und kann das Baby gefühlt keine Sekunde ohne dich sein. Wir haben Tipps, wie du in diesen Zeiten in deiner Kraft bleiben kannst.

Wenn dein Baby aktuell …

  • – im wahrsten Sinne des Wortes – an dir klammert
  • du es kaum ablegen kannst, ohne dass es zu weinen oder schreien beginnt
  • es Angst oder panisches Verhalten zeigt, sobald du den Raum verlässt

ist das anfangs erstmal kein Thema. 

Hält dieses Verhalten länger an, machst du dir vielleicht Sorgen, warum sich das Nähe-Bedürfnis deines Babys plötzlich verstärkt hat …

Mögliche Hintergründe 

Aktiver Entwicklungsschub

Im Körper deines Babys ist eine Menge los, denn es erlebt jeden Tag Dinge zum allerersten Mal und hat daher viel zu verarbeiten. Gleichzeitig wächst es und entwickelt sich durch seine Erfahrungen. Das kann ganz schön fordernd sein. 

Das anhängliche Verhalten kann deinem Kind helfen, sich selbst zu regulieren. Denn bei seinen Bindungspersonen – in der Regel die Eltern – erfährt es Liebe, Nähe und Geborgenheit. Das sind alles Dinge, die es stabilisieren und ihm bei aktiven Entwicklungsschüben Sicherheit schenken. 

Anbahnende Autonomiephase

Dein Baby erlebt sich bis zu einem Alter von etwa 15 Monaten als Einheit mit dir und euch. Erst mit etwa 18 bis 24 Monaten nimmt es wahr, dass es eine eigenständige Persönlichkeit ist, dessen Wille, Bedürfnisse, Vorlieben und Wünsche sich von denen der Bindungspersonen unterscheiden kann. 

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Im Babyalter bis etwa 12 Monaten ist es zwar nicht die Regel, aber auch nicht völlig ausgeschlossen, dass sich die Autonomiephase (früher Trotzphase) langsam anbahnt. 

Und diese ersten Anzeichen können ziemlich beängstigend für dein Baby sein, weil es möglicherweise spürt: „Mama/Papa hat ein anderes Bedürfnis als ich, und umgekehrt.“ Das könnte sein verstärktes Nähe-Bedürfnis begründen. 

Trennungsangst

Insgesamt kann auch immer eine Trennungsangst dahinterstecken. Also die generelle Angst, ohne dich oder die andere Bindungsperson irgendwo zu sein. 

Hinter einer Trennungsangst kann, muss aber nicht zwingend ein auslösendes Erlebnis stecken. Hinschauen und das Ganze hinterfragen, solltest du im Wohle deines Kindes immer. Denn …

Etwas ist vorgefallen

Gab es in jüngster Vergangenheit etwa eine Trennung zwischen dem Baby und dir, die es noch immer belasten könnte? 

Wenn ein Baby anhänglich ist, kann es auch gut möglich sein, dass es belastende Familienthemen spürt und spiegelt. 

Dabei muss es auch nicht zwingend etwas Negatives sein. Auch positive Veränderungen können zunächst ungewiss für dein Baby sein und deswegen Verunsicherung hervorrufen.

Neue Situationen für dich und das Baby können etwa sein: 

  • Konflikte (zwischen den Eltern, aber auch zwischen den Eltern und anderen nahestehenden Menschen des Babys)
  • eine Trennung (hier gilt dasselbe)
  • ein Umzug
  • ein Unfall
  • eine Hochzeit oder gar eure Hochzeit
  • eine Krankheit vom Baby oder den Eltern
  • andere Veränderungen im Familienalltag
  • insgesamt eine stressige Zeit

Überlege einmal, ob etwas davon auf dich und euch zutrifft. Befreie dich davon, dir oder der Situation die „Schuld“ für Babys Verhalten zu geben. Darum geht es nämlich nicht. 

Es geht darum zu schauen, welche möglichen Stressoren Babys Anhänglichkeit erklären könnten, um hier gezielt anzusetzen. 

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Alles ist phasenweise

Es muss allerdings nicht immer etwas Bestimmtes sein, wenn dein Kind aktuell anhänglicher ist als zuvor. Es kann einfach auch eine Phase sein. 

Auch wenn wir als Eltern bewusst hinschauen dürfen, laden uns Phasen dazu ein, uns darin zu üben, diese liebevoll und im Vertrauen anzunehmen. Das Schöne an Phasen? Sie gehen wieder vorbei.

Was du jetzt tun kannst – 6 Tipps

1. Die Situation annehmen, wie sie ist

Dein Baby signalisiert dir durch sein Verhalten gerade klar und deutlich: Es braucht dich, deine Nähe, deine Liebe und deine Geborgenheit.

Das darfst du liebevoll annehmen und ihm schenken. Es macht die Situation nämlich deutlich einfacher, wenn du nicht im Widerstand bist.

Obendrein wird dein Baby es dir danken, wenn du sein Bedürfnis befriedigst und letztlich wirkt sich das auch auf sein und dein Wohlbefinden aus. 

Ist dein Baby gerade beim anderen Elternteil anhänglich und dir fällt es schwer, das nicht auf dich zu beziehen? Das ist verständlich.

Sei dir allerdings sicher, dass der Bezug auf den anderen Elternteil nichts über eure Bindung oder die Liebe deines Kindes zu dir aussagt. Es ist gut möglich, dass dein Kind sein aktuelles Bedürfnis nach Nähe einfach etwas stärker beim anderen Elternteil befriedigt fühlt.

Genauso kann es sich in einiger Zeit andersherum zeigen. Übrigens ermöglicht dir diese Zeit natürlich auch, jetzt mehr auf dich zu schauen und den anderen Elternteil zu entlasten.

Natürlich schmälert das nicht, dass das Ganze auch anstrengend ist. Deswegen …

2. Stressoren erkennen und verringern

Frage dich dafür zunächst: Was ist es, was du gerade aktiv verändern kannst, damit dein Baby sich sicherer und geborgener fühlt? Was kannst du gerade tun, damit sich der mögliche Stress in eurem Leben nicht allzu sehr aufs Baby auswirkt?

Stressoren können auch aus dem Umkreis kommen, etwa durch gut gemeinte, aber veraltete Ratschläge, wie „das Kind bloß nicht zu sehr verwöhnen, sonst wird es nicht selbstständig“.

Stress kann alles sein, was sich in irgendeiner Weise beschwerend anfühlt. 

Beginne hier mit kleinen Schritten. Wichtig ist, dass der Fokus darauf liegt, Ruhe für dich und dein Baby zu schaffen. Im besten Fall überträgt sich das dann nämlich auch auf Babys inneres Sicherheitsgefühl.

3. Bei belastenden Ereignissen: professionelle Hilfe hinzuziehen

Sofern es eine bestimmte Auslösesituation gab, die mit der Anhänglichkeit zusammenhängen könnte, wirst du sie gewiss im Kopf haben.

Sobald du weitere, kritische Symptome bei deinem Baby wahrnimmst (Essstörungen, Verdauungsprobleme, ungewöhnliches Schreien, selbstverletzendes Verhalten), stelle es in der Kinderarztpraxis vor. In manchen Fällen kann die Überweisung zu einer Kinder- und Jugendpsychotherapie-Praxis wichtig sein, damit die mögliche seelische Belastung deines Kindes fachkundig begleitet wird. 

Bleibe im Austausch mit deinen Herzensmenschen und dem anderen Elternteil, um dich selbst zu entlasten. Falls dich das anhängliche Verhalten psychisch belastet, zögere nicht, dir hier Unterstützung einzuholen. Zu wissen, wann die eigene Seele Entlastung benötigt, ist der größte Akt der Selbstfürsorge.

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4. Dich bei anderen Dingen entlasten lassen

Bei allen übrigen Dingen im Leben darfst du dich jetzt gezielt von deinen Herzensmenschen unterstützen lassen. Das ist wichtig, damit du in deiner Kraft bleiben kannst, für dich und dein Kind. 

Überlege, wo das möglich ist. Einkaufen, Kochen, die Wäsche waschen oder mal eine Runde Gassi mit dem Hund gehen – die Menschen, die dich und euch lieben, unterstützen sicher gerne.

Wichtig: Vermeide in jedem Fall, dein Baby in irgendeiner Weise zu schütteln! Das kann dramatische Folgen für Babys körperliche Gesundheit und eure Bindung haben. Wenn du spürst, dass du an deine Belastungsgrenze kommst, hol dir Unterstützung von deinen Herzensmenschen sowie professionelle Hilfe. So baust du Stress ab, ohne dass Babys Wohlergehen darunter leidet.

5. Selbstfürsorge

Wenn du das Bedürfnis nach einem leckeren Getränk oder ein paar Seiten deines Buches hast, dann darfst du Zeit dafür einräumen, selbst wenn dein Baby auf deinem Schoß sitzt. Es kann dir dennoch nahe sein oder sich mit seinem Lieblingsspielzeug beschäftigen.

Alternativ: Beziehe den anderen Elternteil ein. Er kann mit dem Kind spielen, selbst wenn es dir körperlich nahe ist. Das bietet dir Raum, „dein Ding zu machen“ und erfüllt gleichzeitig Babys Bedürfnis nach deiner Nähe.

Ansonsten muss jedes Baby irgendwann auch mal schlafen. Das ist deine Zeit …

Vermutlich hast du das dringende Bedürfnis, mal GANZ ALLEINE und nur mit dir zu sein. Kommuniziere das mit deinem Partner und zelebriere diese Me-Time. Selbst wenn du einfach da sitzt und in die Luft starrst – höre hier einzig auf DEIN Bedürfnis. 

6. Humor schaffen

Die beste Medizin ist und bleibt Humor!

Klar ist es kräftezehrend, wenn dein Baby sofort schreit, sobald du auf die Toilette möchtest. Du hast allerdings die Wahl, wie du damit umgehst. Das erleichtert dir das Ganze nicht nur, sondern sorgt auch für den ein oder anderen Lacher. 

Denn mal ehrlich: Allein die Vorstellung, mit dem Baby „an sich dran“ auf der Toilette zu sitzen, ist doch schon einen Lacher wert, auch wenn es nervt, oder?

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Fazit

Wenn dein Baby gerade sehr anhänglich ist, kann das kräftezehrend sein. Wichtig ist, dass du die Situation zunächst annimmst und Babys Bedürfnis nach Nähe stillst. Überdenke die möglichen Auslöser, falls Babys Verhalten langfristig anhält und dir ungewöhnlich vorkommt. Und auch, wenn du selbst an der Belastungsgrenze bist.

Falls du schon eine Ahnung hast, welches konkrete Ereignis dahinterstecken könnte, suche dir professionelle Unterstützung.

Es muss allerdings nicht immer etwas Bestimmtes passiert sein, wenn das Baby nicht ohne dich kann. Manchmal ist das Verhalten auch einfach entwicklungsbedingt oder eine Phase. 

Wichtig ist, dass du jetzt aktiv hinschaust und dich bei anderen Verantwortlichkeiten von deinen Liebsten unterstützen lässt, damit du gut für dein Baby und für dich selbst da sein kannst. 

Selbstfürsorge darf jetzt an erster Stelle stehen – neben einer großen Prise Humor und Liebe für deinen kleinen Schatz.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 27.08.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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