Close Babelli.deBabelli.de

Bettruhe mit Babybauch: Tipps, um die Nerven zu behalten

Schwangere liegt nachdenklich im Bett
Bettruhe in der Schwangerschaft - alles andere als Entspannung. / Bild © Africa Studio, Adobe Stock.

Um einer Frühgeburt vorzubeugen, wurde unserer Autorin in beiden Schwangerschaften wochenlange Bettruhe verordnet. Zum Teil gab es auch Klinikaufenthalte, bei denen die eine oder andere Schwester akribisch darauf achtete, dass sie sich auch ja nicht zu viel den Gang entlang schlich. Was ihr geholfen hat, diese Zeit der Langeweile, der Sorgen und des Frusts zu überstehen, möchte sie hier mit dir teilen.

“Ich könnte das nicht!”

Was mich dieser Spruch in meinen beiden Schwangerschaften genervt hat. Wenn ich anderen von meinem Schicksal erzählte – Bettruhe wegen Frühgeburtsrisiko – kam er leider viel zu oft. Sicher war er nie böse gemeint. Das möchte ich meinen Gesprächspartnern nicht unterstellen. Eher wollten sie, etwas unbeholfen, Mitgefühl und Respekt ausdrücken.

Aber in mir lösten diese Worte nur eins aus: Frust. Danke, Carina, für deine Meinung, leider habe ich es mir auch nicht ausgesucht. Wenn es von ärztlicher Seite aus heißt: “Hinlegen und so wenig wie möglich belasten!”, dann tue ich das zum Wohle meines ungeborenen Kindes. Wenn du in meiner bescheidenen Situation wärst, dann könntest du das auch. Bestimmt.

Zwar gibt es bis heute keine gesicherten Belege, dass Bettruhe das Frühgeburtsrisiko wirklich senkt. Dafür wird aber immer wieder vor ihren Gefahren und Nebenwirkungen gewarnt: Thrombosen, Muskelabbau, Verdauungsstörungen, Kreislaufprobleme und nicht zuletzt bedenkliche Folgen für die Psyche: Angst und Depression. Die aktuellen Leitlinien sehen Bettruhe „abgesehen von wenigen Ausnahmen“ als „selten nötig“ an.

Aber ob Bettruhe in der Schwangerschaft nun sinnvoll ist oder nicht, soll hier gar nicht zum Thema gemacht werden. Fakt ist: Noch immer raten Ärzte und Ärztinnen Frauen mit bestimmten Schwangerschaftskomplikationen vorsichtshalber zum Hinlegen.

Du bist auch betroffen? Ich weiß, was du durchmachst und möchte dir helfen, diese Zeit bestmöglich zu überstehen. Das hier sind meine Tipps, um die langweiligen und deprimierenden Wochen zuhause (oder im Krankenhaus) durchzustehen.

Tipp 1: Das richtige Mindset

Wochenlange Bettruhe kann eine (gefühlte) Ewigkeit sein. Man verpasst alles, sogar ganze Jahreszeiten. Hat man schon Kinder, fühlt es sich noch schlimmer an. Wenn man monatelang vertrösten muss, oder wenn man Ausflüge und tolle Erlebnisse nicht mehr live miterlebt, sondern nur noch davon erzählt bekommt. Da braucht es das richtige Mindset, um diese Zeit zu überstehen. 

Egal, wie lang deine Bettruhe dauern wird und wie endlos sich einzelne Tage anfühlen, behalte immer dein großes Ziel im Blick: der bestmögliche Start ins Leben für dein Baby

Statt dir immer wieder die Länge deines “Hausarrests” vor Augen zu führen, versuche lieber von Tag zu Tag zu leben und nicht zu weit vorauszudenken. Fällt am Anfang schwer, wird aber mit der Zeit leichter. 

Statt dem weit entfernten ET entgegenzufiebern, setze dir lieber viele kleine Meilensteine. Erst die 24-Wochen-Marke, dann die 26 Wochen, später 28 Wochen, 30 Wochen und so weiter. So hast du zwischendurch immer wieder Erfolgserlebnisse und das Gefühl voranzukommen. 

<span style="align:center; font-size: 18px">Video-Empfehlung:</span> <style> native-player { aspect-ratio: 16/9; display: block; } </style> <script type="text/javascript" src="//syndication.target-video.com/native-player.js" async=""></script> <native-player></native-player>

Tipp 2: Schaffe dir Strukturen und Routinen

Zu Beginn verführt das viele Liegen zu häufigen Tages-Nickerchen. Immerhin kriegt man so die Zeit rum. Einziges Problem: Man liegt dafür nachts wach. Und nachts fühlt sich alles nur noch bedrückender an. Besser ist es, wenn du trotz der Ausnahmesituation versuchst, deine normalen Wach- und Schlafenszeiten beizubehalten

Da nun weder Arbeit noch Sport oder andere Freizeitaktivitäten auf deinem Tagesprogramm stehen, solltest du neue Routinen entwickeln. Zum Beispiel frühstücken, Zähne putzen, zwei Folgen deiner Lieblingsserie schauen, eine Stunde lesen, mit Freunden und Familie telefonieren, das Mittagessen planen/zubereiten/einnehmen, Tagebuch schreiben… Das hilft, die Tage halbwegs strukturiert rumzubringen und schützt davor, sich völlig in Langeweile zu verlieren.

Tipp 3: Bleib beschäftigt

Einfacher gesagt als getan. Schließlich darf man ja gefühlt gar nichts mehr. Aber es gibt tatsächlich einiges, was du auch im Liegen oder Lümmeln machen kannst. Das Internet ist nun dein (neuer) bester Freund.

Ich habe während meiner Bettruhe ganze Baby-Outfits gestrickt und gehäkelt. Wenn du das nicht kannst, wieso nicht damit anfangen? Dank Youtube lassen sich solche Hobbys easy erlernen. Zeit hast du ja genug. Was du an Materialien brauchst, kannst du im Internet bestellen oder dir von einem lieben Menschen mitbringen lassen. Und wie süß wäre es denn, wenn dein Schatz zu seinem Neugeborenen-Fotoshooting ein selbst gestricktes Mützchen trägt? 

Fun Fact: In einer Studie mit 211 Schwangeren, die vorübergehend im Krankenhaus behandelt werden mussten, zeigte angeleitetes Häkeln als Beschäftigungstherapie große Erfolge. Die häkelnden Schwangeren zeigten deutlich weniger depressive Symptome als die Kontrollgruppe, denen keine Beschäftigung angeboten wurde.

Hier kommen noch mehr Beschäftigungsideen, vielleicht sind ja einige Anregungen für dich dabei:

  • online Schwangerschafts- und Baby-Kurse belegen, zum Beispiel hier auf Babelli
  • Bücher und Magazine lesen
  • Podcasts oder Hörbücher hören
  • neue TV-Serien oder Dokumentationen ausprobieren 
  • meditieren
  • sticken
  • singen
  • Journaling oder Tagebuch führen
  • Briefe an dein Baby schreiben, die du ihm später schenkst
  • digitale Spiele spielen (Zeit, den alten Nintendo auszukramen!)
  • (digital) zeichnen oder ausmalen
  • Babyausstattung online shoppen
  • Wocheneinkäufe im Supermarkt online bestellen
  • in Foren mit Leidensgenossinnen chatten
  • Fotobücher gestalten
  • Koch- und Backrezepte für später speichern
  • zukünftige Reisen planen
  • neue Ausflugsziele entdecken
  • Einrichtungsideen für euer Zuhause sammeln
  • regelmäßig mit Freunden und Familienmitgliedern telefonieren 
  • eine Fremdsprache lernen
  • dich intensiv mit Themen beschäftigen, für die du bisher keine Zeit hattest (zum Beispiel Geldanlagen)
  • dich fortbilden und an spannenden Online-Seminaren teilnehmen

Hast du noch mehr Ideen? Dann schreib sie uns und anderen Mamas gern in die Kommentare!

Tipp 4: Ein Tapetenwechsel tut gut

Jeden Tag, Stunde für Stunde im selben Zimmer, auf denselben Fleck an dieselbe Decke starren – puh. Mir tat es gut, regelmäßig die Location zu wechseln, im Rahmen meiner häuslichen und körperlichen Möglichkeiten, versteht sich. Also lag ich mal auf dem Sofa, mal auf dem Bett, mal im Kinderzimmer, mal auf der Gartenliege auf dem Balkon. 

Um nicht unnötig oft aufstehen und herumlaufen zu müssen, solltest du das Wichtigste immer in Griffnähe haben: Handy, Ladegerät, Kopfhörer, Laptop, Taschentücher, Trinkflasche, Notizbuch und Stifte… packe am besten alles zusammen in einen Korb oder eine Einkaufstasche. So kannst du es bequem von einem ins andere Zimmer tragen.

Überhaupt tat mir das Draußensein immer gut. Den Vögeln lauschen, die Sonne und den Wind spüren, im Hintergrund die schwatzenden Nachbarn und vorbeifahrende Autos hören… das alles gab mir das Gefühl, irgendwie noch teilzuhaben an diesem Leben. Klingt vielleicht dramatisch – okay. Aber neben Langeweile und Rückenschmerzen waren Einsamkeit und Isolation die größten Probleme für mich. Deshalb der nächste Tipp…

Tipp 5: Suche Gesellschaft und bleibe in Kontakt

Freunde und nahestehende Familienmitglieder stehen sicher parat, um dir in dieser einsamen Zeit beizustehen. Telefoniere regelmäßig mit deinen Liebsten – mache dafür zum Beispiel feste Termine aus, Stichwort: Routinen und Struktur.

Lade dir möglichst oft Familie und Freunde ein zum Plaudern, Kaffeetrinken oder Filme-Schauen. Gesellschaft tut unendlich gut in dieser sonst sehr einsamen Zeit.

In Online-Foren findest du ganz bestimmt Gleichgesinnte oder Leidensgenossinnen, mit denen du dich austauschen kannst. Oft liest man dort auch Mutmachendes. Das kann sehr gut tun.

Tipp 6: Sei achtsam mit dir selbst

Bettruhe frustriert, und zwar gewaltig. Das darfst du auch kommunizieren. Trotz aller gutgemeinten Tipps gibt es auch Tage, an denen einfach alles nervt. Und die darf es auch geben. Du willst gerade einfach nur heulen? Dann tu das! Weinen ist erlaubt und erleichternd. Danach sieht die Welt sicher wieder etwas besser aus. Dein Partner sollte dir in dieser Zeit die wichtigste Stütze sein

Vielleicht helfen dir auch Meditation oder Tagebuch führen, um dir deiner Stimmungen bewusst zu werden und sie zu regulieren.

Halten die Stimmungstiefs jedoch an, fühlst du dich zunehmend isoliert, deprimiert oder ängstlich, solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Deine Hebamme und die Frauenärztin sind dann die richtigen Ansprechpartnerinnen. 

Mehr zum Thema

Fazit: Da musst du jetzt durch – und du schaffst das!

Bettruhe halten ist ein Kraftakt, auch wenn das für Außenstehende völlig absurd klingt. Du steckst gerade sehr viel zurück: Begibst dich in Isolation und nimmst körperliche und psychische Beschwerden in Kauf, damit dein Baby möglichst gesund und lange wachsen kann, bevor es das Licht der Welt erblickt. Sei dir dieser Leistung stets bewusst. Und sei gut zu dir. 

Die Zeit geht um, versprochen! Später wird diese vergleichsweise kurze Phase deines Lebens nur noch eine blasse Erinnerung sein. 

Wir wünschen dir, dass du trotz aller Umstände wichtige Meilensteine mit Baby im Bauch erreichst und möchten dir Mut zusprechen. So viele Mamas mussten da schon durch. Und du schaffst das auch. Denk daran: Tag für Tag, Woche für Woche – für dein Baby.

Quellen

 

b30928e7137244d18240ad8c3fe9d5bb - Bettruhe mit Babybauch: Tipps, um die Nerven zu behalten

✔ Inhaltlich geprüft am 30.08.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert