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Reiswaffeln, Quetschies und Co.: praktisch und gesund – oder?

Kind sitzt im Buggy und isst einen Fruchtriegel.
Reiswaffeln, Quetschies und Co. sind praktisch, aber ungesund. / Bild © annanahabed, Adobe Stock

Reiswaffeln, Quetschies, Fruchtriegel und Co.: Nie war die Auswahl an Kindersnacks größer, nie sah man mehr Kinder unterwegs „snacken“ als heute. Kein Wunder, Fingerfood für Kinder ist äußerst praktisch und noch dazu gesund – oder nicht? So viel vorweg: Was praktisch ist und gesund anmutet, ist leider ein wahrhaft sündiger Genuss. Das kindliche Fingerfood ist Fluch und Segen zugleich.

Kindersnackboom mit Folgen

Ist deine Wickeltasche auch stets mit kleinen Snacks für zwischendurch bestückt? Wenn es an der Supermarktkasse mal wieder länger dauert, das Wartezimmer des Kinderarztes proppevoll ist oder eine lange Autofahrt bevorsteht, sind Reiswaffeln, Quetschies und Co. zweifelsohne praktische Alltagshelfer, die den Kids das Warten „versüßen“. Leider ist „versüßen“ an dieser Stelle wörtlich gemeint. Denn Kindersnacks enthalten meist sehr viel Zucker und Kalorien – deutlich mehr, als man annehmen würde.

Auch ich habe meinen Kindern zwischendurch gern ein Quetschie oder eine Hirsestange in die Hand gedrückt. Was soll an püriertem Obst oder Hirse schon verkehrt sein? Zumal die praktischen Snacks für unterwegs oft mit den Worten „gesund“, „ohne Zusatzstoffe“ oder „mit Vollkorn“ gekennzeichnet sind. Heute weiß ich, dass solche Angaben mit Vorsicht zu genießen sind. Eine Foodwatch-Marktstudie brachte zutage, dass sehr viele Kinderlebensmittel nicht den Anforderungen und Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entsprechen.

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Reiswaffeln, Quetschies und Co. sind heimliche Zucker- und Kalorienbomben

Das vermeintlich gesunde Kinder-Fingerfood steckt voller Zucker und Kalorien – selbst wenn es als „gesund“ oder „ohne Zuckerzusatz“ deklariert ist. In Deutschland gibt es über 70 verschiedene Bezeichnungen für Zucker und Zuckeraustauschstoffe. Auch wenn Zucker nicht in der Zutatenliste auftaucht, heißt dies nicht, dass die Produkte tatsächlich zuckerfrei sind. Das Problem: Für uns Laien sind solche Zuckerarten oft schwer zu enttarnen. Auch mir war lange nicht klar, dass Quetschies und Co. eben doch viel Zucker und Kalorien, aber nur wenige Nährstoffe enthalten. Bei regelmäßigem und häufigem Verzehr kann das gesundheitliche Folgen haben.

Zu viel Zucker…

  • kann sich nachteilig auf das Gewicht auswirken.
  • sorgt für ein ungesundes Auf und Ab des Blutzuckerspiegels.
  • stört den natürlichen Hunger-und-Sättigungs-Mechanismus und kann zu falschen Ernährungsgewohnheiten beitragen. Auch, da Kinder oft nicht aus Hunger, sondern aus Langweile snacken.
  • kann der Darmflora schaden.
  • ist schlecht für die Zahngesundheit. Die zuckerhaltigen Snacks bleiben in den Zahnzwischenräumen kleben und können dort schnell Karies bei Kindern verursachen.

Bei Quetschies kommt hinzu, dass der Verzehr zu Dauernuckeln führen kann – auch das ist ungesund und schlecht für die Zähne. Denn durch das Nuckeln bleibt der Zucker lange im Mund, kann den Zahnschmelz angreifen und Karies erst recht begünstigen. Außerdem wird die Ausbildung der Mund-Muskulatur vernachlässigt, wenn nur genuckelt, aber nicht gekaut wird. Darüber hinaus können Quetschies die Verdauung von Kleinkindern überfordern. Infolgedessen kann es zu Blähungen, Bauchschmerzen und/oder Durchfall kommen. Daher rät die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) davon ab, Kleinkindern unter 12 Monaten Quetschies zu geben.

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Aber nicht nur Quetschies gelten als besonders problematisch, sondern auch Reiswaffeln. Diese können aufgrund der Anbauweise des Reises giftige Substanzen wie Arsen enthalten. Selbst biologische Babyreiswaffeln können kontaminiert sein, wie eine Untersuchung von Öko-Test belegt. Die Tester konnten zudem weitere schädliche Stoffe in Reiswaffeln nachweisen, etwa Cadmium, Acrylamid, Aflatoxin und sogar Blei.

Neben diesen gesundheitlichen Aspekten sollen zwei weitere Gründe nicht unerwähnt bleiben, auf fertige Kindersnacks wie Quetschies zu verzichten: Sie sind teuer und noch dazu schlecht für die Umwelt.

Bessere Alternativen zu Reiswaffeln, Quetschies und Co.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass uns Eltern oft die Zeit fehlt, gesunde und frische Snacks für unterwegs vorzubereiten. Manchmal ist eine Reiswaffel auf die Hand oder ein Quetschie zum Schlürfen einfach ein praktischer, notfallmäßiger Alltagshelfer. Es ist beileibe kein Drama, auch mal zu solchen Snacks zu greifen. Aber: Wenn du die Zeit und die Möglichkeit hast, Snacks für deine Kleinen selbst zuzubereiten, solltest du es tun.

Unsere Tipps für schnelle, aber gesunde Snacks für unterwegs

Folgende Zwischenmahlzeiten lassen sich schnell und unkompliziert zubereiten:

  • Obst- und Gemüsesnacks: Äpfel, Birnen oder Gurken lassen sich schnell waschen und klein schnippeln. Du kannst die fruchtigen oder gemüsigen Snacks auch schon am Vortag zubereiten, wenn du sie in luftdichten Dosen aufbewahrst.
  • Selbstgemachte Quetschies: Dein Kind mag Obst nur püriert? Du kannst Quetschies auch selbst zubereiten. Obst nach Wahl pürieren, evtl. mit etwas Naturjoghurt vermischen und das Püree in wiederbefüllbare Quetschiebeutel füllen – fertig. Natürlich kann das Püree auch mit dem Löffel gegessen werden. Das ist unterwegs weniger praktisch, hat aber den Vorteil, dass dein Kind Kaumuskulatur und Mundmotorik trainiert.
  • Stulle für zwischendurch: Auch ein Vollkornbrot mit einem gesunden Aufstrich stillt den kleinen Hunger, sorgt für neue Energie und gute Laune.

Natürlich hat jedes Kind individuelle Vorlieben und eben auch Abneigungen. Du kannst mir glauben, ich weiß genau, wovon ich rede. Meine jüngste Tochter ist äußerst wählerisch, was Essen anbelangt. Unsere Tipps funktionieren somit sicher nicht bei allen Kindern. Es gilt einfach herauszufinden, was dein kleines Leckermäulchen mag und was nicht. Tolle nährstoffreiche, aber zuckerarme Rezepte zum Ausprobieren findest du beispielsweise auf der Seite Breifreibaby.de. Achte darauf, dass die Rezepte, die du auswählst, dem Alter und dem Entwicklungsstand deines Kindes entsprechen.

Fokus sollte auf den drei Hauptmahlzeiten liegen

Sollte man am besten ganz auf Snacks für zwischendurch verzichten? Nein! Laut Bundeszentrum für Ernährung brauchen Kinder regelmäßige Mahlzeiten, um tagsüber mit der notwendigen Energie und den nötigen Nährstoffen versorgt zu werden. Zwischenmahlzeiten sind also nicht nur erlaubt, sondern notwendig. Für viele Kinder sind drei größere Mahlzeiten (Frühstück-, Mittag- und Abendessen) und zwei kleinere Zwischenmahlzeiten passend. Der Fokus sollte Ernährungswissenschaftlern zufolge jedoch unbedingt auf den drei Hauptmahlzeiten liegen. Diese sollten eingehalten werden und ausgewogen sein.

Zwischen den Mahlzeiten sollten Essenspausen eingelegt werden. Nur durch Essenspausen kann ein natürliches Hungergefühl entstehen. Kinder sollten also keine „Dauersnacker“ werden. Vielmehr sollten die Zwischenmahlzeiten lediglich dazu dienen, den Blutzucker stabil zu halten und den Abstand zur nächsten Mahlzeit zu überbrücken.

Der Kampf gegen das Dauersnacken…

Zugegeben, es ist nicht leicht, Zwischenmahlzeiten zu dosieren. Kinder verstehen nicht, weshalb die anderen Kinder auf dem Spielplatz genüsslich ihre Reiswaffeln verputzen dürfen, sie selbst aber gerade nichts essen sollen. Du kannst versuchen, dein Kind abzulenken. Spiele mit ihm, beschäftige es, versuche den Fokus von der Reiswaffel, die der Jungen im Sandkasten gerade verspeist, auf etwas anderes zu lenken. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Dann ist die Versuchung groß, einfach nachzugeben. Eine Reiswaffel mehr oder weniger ist kein Drama, solange das permanente Snacken nicht zur Gewohnheit wird.

Viel wichtiger, als jeden einzelnen „Kampf“ um Snacks bis zum Ende auszufechten, ist es, dass dein Kind sich langfristig betrachtet gute Essgewohnheiten aneignet. Wie du gesunde Essgewohnheiten fördern kannst, erfährst du in unserem Artikel: Vorsicht Zuckerfalle! Wie Kleinkinder gute Essgewohnheiten lernen.

Fazit: Die Dosis macht das Gift

Der gelegentliche Griff zu Reiswaffeln, Quetschies und Co. führt natürlich nicht direkt zu falschen Ernährungsgewohnheiten. Wir möchten fertige Kindersnacks nicht komplett verteufeln. Sie sind äußerst praktisch – zweifelsohne. Und die Dosis macht bekanntlich das Gift. Wann immer es deine Zeit zulässt, solltest du fertige Kindersnacks jedoch durch selbst gemachte, gesunde Alternativen ersetzen.

Wie hältst du es mit den Snacks? Hast du Tipps, die du anderen Eltern mit auf den Weg geben möchtest? Wir freuen uns über eure Erfahrungen und Kommentare!

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Quellen

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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