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Kann ich in der Schwangerschaft reiten?

Lachende schwangere Frau steht neben dem Kopf ihres Pferdes, das ein Halfter trägt
Erfahrene Reiterinnen können auch schwanger oft weiterreiten. / Bild © Christian Schwier, Adobe Stock

Wenn dein Lieblingssport Reiten heißt, dann stehst du in der Schwangerschaft vor einer schwierigen Entscheidung: Kannst du jetzt noch weiterreiten und wenn ja, wie lange? Du wirst Ratschläge aus allen Richtungen hören – dabei liegt die Entscheidung ganz bei dir. Hier erfährst du, was Wissenschaftler und Profi-Reiterinnen zum Thema Reiten in der Schwangerschaft sagen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ärztinnen und Ärzte stufen das Reiten in der Schwangerschaft als Risikosportart ein
  • Reiten hat allerdings auch viele positive Einflüsse auf deine Gesundheit, es hilft gegen Schwangerschaftsbeschwerden und stärkt den Beckenboden
  • Dein individuelles Risiko beim Reiten ist umso geringer, je mehr Erfahrung du hast und je besser du dein Pferd kennst
  • Eine wissenschaftliche Studie ergab kein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen durch das risikobewusste Reiten in der Schwangerschaft
  • Bestimmte Reitstile oder Sitze eignen sich besonders für schwangere Reiterinnen

Welchen Reitsport können Schwangere ausüben?

In der Schwangerschaft monatelang auf das Reiten zu verzichten – das ist für viele Pferdefans und Profi-Reiterinnen keine schöne Vorstellung. Reiten ist mehr als nur ein Sport und die Verbindung zum eigenen Pferd kann sehr innig sein. Wenn du deinen Partner, deine Freundin oder deine Eltern um Rat fragst, werden die meisten dir davon abraten, in der Schwangerschaft weiterzureiten. Andererseits wirst du auch Geschichten von schwangeren Profi-Reiterinnen hören, die bis kurz vor der Geburt noch im Sattel saßen und ganz normal entbunden haben. Irgendwo zwischen diesen beiden Extremen liegt deine individuelle Entscheidung.

Das sagt die Wissenschaft zum Reiten in der Schwangerschaft

Es gibt nicht viel Forschung über den Einfluss des Reitens auf den Schwangerschaftsverlauf. Die wohl bekannteste Studie ist die Dissertation „Reiten in der Schwangerschaft“ der Medizinerin Susanna Kramarz. Sie wollte durch eine Befragung von Reiterinnen herausfinden, ob das Reiten die Früh- und Fehlgeburtsrate erhöht. Ihr Fazit: „Bei einer intakten Schwangerschaft und einer gesunden, belastungsfähigen Reiterin hat das Reiten keinen negativen Einfluss auf den Verlauf der Schwangerschaft, der Entbindung und auf das Frühgeburtsrisiko. Eine Erhöhung der Abortgefahr durch das Reiten in den ersten Schwangerschaftsmonaten kann nicht festgestellt werden.“ 

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Wie lange darf ich in der Schwangerschaft reiten?

Während Reiten in den ersten Schwangerschaftsmonaten also nachweislich kein erhöhtes Risiko darstellt, ist dies für die fortgeschrittene Schwangerschaft noch nicht untersucht worden. In Rücksprache mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt kannst du abwägen, wie lange du noch weiterreiten möchtest.

Du kannst deinen Reitsport jederzeit anpassen. Etwa dadurch, dass du einfach etwas seltener oder kürzer reiten gehst. Du kannst während der neun Monate auch auf risikoreiche Reitstile wie den Galopp, das Springen oder Turnierteilnahmen verzichten. Leichtes Traben ist oft bis in die späte Schwangerschaft möglich. Und wenn es sich unangenehm anfühlt oder dir das Auf- und Absteigen schwerfällt, dann kannst du dein Pferd auch einfach longieren oder mit ihm spazieren gehen.  

Besonders sorgfältig abwägen solltest du das Reiten in der Schwangerschaft, wenn bei dir Frühwehen, Blutungen oder ein schwerer Eisenmangel festgestellt wurde. Auch bei verkürztem Gebärmutterhals oder Muttermundschwäche (Zervixinsuffizienz) oder falsch liegender Plazenta (Placenta praevia) wird dir dein Arzt oder deine Ärztin in der Regel aus guten Gründen vom Weiterreiten abraten. 

Der beste Sitz für schwangere Reiterinnen

Die Deutsche Sporthochschule Köln empfiehlt schwangeren Reiterinnen den sogenannten „leichten Sitz“. Reiterinnen werden wissen: Dabei sitzt du nicht fest im Sattel, sondern hebst dein Gesäß leicht an, sodass du die Sitzfläche nicht mehr berührst. Der leichte Sitz entlastet dein Becken und deine Hüfte, da die Stoßbelastung durch die Oberschenkel- und Hüftmuskulatur abgefedert wird.

Diese gesundheitlichen Vorteile hat Reiten für Schwangere:

  • positiver Einfluss auf den Blutdruck
  •  bessere Sauerstoffversorgung
  •  Linderung von Rückenschmerzen
  •  beugt Schwangerschaftsdiabetes vor
  •  kräftigt die Beckenbodenmuskulatur
  •  verbessert Kondition und Körpergefühl
  • hilft gegen Stress und Anspannung

Dieses Risiko gehen schwangere Reiterinnen ein

Wenn du eine erfahrene Reiterin bist und dein Pferd sehr gut kennst, kannst du dich beim Reiten in der Schwangerschaft durchaus recht sicher fühlen. Für Anfängerinnen oder Gelegenheitsreiterinnen ist das Reiten in der Schwangerschaft etwas riskanter, weil die Erfahrung fehlt und die Muskulatur nicht trainiert ist. Aus diesen Gründen ist die Schwangerschaft kein guter Zeitpunkt, um mit dem Reiten zu beginnen. Auch die Pferde sind letztlich nie ganz berechenbar, deswegen stufen die meisten Ärztinnen und Ärzte das Reiten als Risikosportart für Schwangere ein.

Das Schlimmste, was dir in der Schwangerschaft passieren kann, ist neben einem Tritt in den Bauch ein Sturz vom Pferd. Dies kann Blutungen bis hin zu Plazentaablösung und Fehlgeburt zur Folge haben. Hier kommt es allein auf deine eigene Abwägung an. Als Risikofaktoren für Reitunfälle gelten laut der Studie von Susanna Kramarz sehr junge Reitpferde oder bekannte Problempferde, sehr ambitioniertes Reiten und insbesondere Springreiten. Auch passieren Schwangeren etwas häufiger Unfälle, da der Kreislauf schwächeln und Schwindel auftreten kann. 

Sollte dir beim Reiten oder bei der Stallarbeit ein Unfall passieren, lass dich bitte schnellstmöglich ärztlich untersuchen.

Wie verhalten sich Profi-Reiterinnen, wenn sie schwanger sind?

Bekannte Profi-Reiterinnen versuchen oft, trotz Schwangerschaft so lange wie möglich weiterzureiten. So wurde etwa Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl im fünften Schwangerschaftsmonat noch Weltcup-Siegerin. Dressurreiterin Isabell Werth sagte in einem Zeitungsinterview, dass sie noch wenige Tage vor der Geburt auf dem Pferd gesessen habe. Ihr Rat an andere schwangere Reiterinnen: „Der Körper sagt es einem, wie lange es geht.“

Übrigens: Wer Reiten als Leistungssport betreibt, hat genauso ein Anrecht auf den Mutterschutz wie werdende Mamas in anderen Berufen auch. Dieser fängt ab sechs Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin an und gilt bis acht Wochen nach der Geburt. Leistungssportlerinnen dürfen sich in dieser Zeit ohne Nachteile aus dem Sport zurückziehen. Es ist ihnen allerdings auch nicht verboten, während des Mutterschutzes in eigener Verantwortung weiterzureiten.

Fazit: So kannst du deine eigene Entscheidung treffen

Du allein weißt, wie erfahren und sicher du im Sattel sitzt und wie zuverlässig dein Pferd ist. Wenn du kein Risiko eingehen willst, kannst du sofort mit dem Reiten aufhören. Oder du reduzierst deine Reitstunden oder wählst risikoarme Reitstile aus. Am besten hörst du im wahrsten Sinne des Wortes auf dein Bauchgefühl und berücksichtigst die Ergebnisse deiner Schwangerschaftsvorsorge.

Haben wir deine Fragen zum Reiten in der Schwangerschaft beantworten können? Stimmst du zu oder bist du anderer Meinung? Diskutiere gern mit uns in den Kommentaren!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 09.07.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Lena Faxel

Lena ist gelernte Journalistin und liebt es, Informationen zu sammeln und einzuordnen. Gerade bei Themen rund um Gesundheit, Kinder und Erziehung ist es ihr wichtig, umfassend zu informieren und freie Entscheidungen zu begleiten. Die gebürtige Rheinländerin bringt als Mutter von drei Söhnen auch gelegentlich ihren persönlichen Erfahrungsschatz ein.

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