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Streptokokken in der Schwangerschaft: Ursache, Behandlung & Risiken

Streptokokken Schwangersschaft
Wie gefährlich sind Streptokokken in der Schwangerschaft? / Bild © fizkes, Adobe Stock

Streptokokken in der Schwangerschaft können auf das Baby übertragen werden. Welche Risiken eine Infektion birgt, welche Symptome auftreten können und wie Streptokokken behandelt werden, erklären wir dir in diesem Artikel.

Das Wichtigste in Kürze

  • B-Streptokokken können den Genital- und Afterbereich besiedeln.
  • Die Bakterien können über das Fruchtwasser zum Kind gelangen oder während der Geburt auf das Kind übertragen werden.
  • Mögliche Folgen einer Übertragung auf das Neugeborene sind: Blutvergiftung, Lungenentzündung, Hirnhautentzündung.
  • Frauen, die von Streptokokken in der Schwangerschaft betroffen sind, erhalten ab Geburtsbeginn oder Blasensprung eine Antibiose, um das Infektionsrisiko für das Kind gering zu halten.

Was sind Streptokokken?

Streptokokken sind Bakterien, die in verschiedene Stämme unterteilt werden können. Je nach genauer Bakteriengattung können sie sowohl den Darm und die Scheide (Vagina) als auch den Mund- und Rachenraum besiedeln. Zu den bekanntesten Streptokokken-Arten gehören A-Streptokokken, die Infektionen der oberen Atemwege und des Halses auslösen können (etwa Scharlach). In diesem Artikel liegt der Fokus jedoch auf den sogenannten Gruppe-B-Streptokokken (kurz: GBS).

B-Streptokokken in der Schwangerschaft

B-Streptokokken können sich am Genital- und Afterbereich ansiedeln. Sie sind eigentlich harmlos, verursachen keine Beschwerden und sind für die Schwangere selbst unbedenklich. Treten sie kurz vor der Geburt auf, birgt die Besiedlung mit Streptokokken der Gruppe B jedoch Risiken. Denn während des Geburtsvorgangs kann sich das Kind infizieren. Nach der Geburt kann es dadurch beim Baby zu gesundheitlichen Problemen kommen. B-Streptokokken sind der häufigste Erreger für teils schwere Infektionen bei Neugeborenen (dazu gleich mehr).

Wie bekommt man Streptokokken in der Schwangerschaft?

Es wird angenommen, dass sich B-Streptokokken im Organismus von rund einem Drittel aller Erwachsenen befinden. Denn: Die Bakterienart kommt in unserem Körper natürlich vor – auf der Haut und in unserer Darmflora. Auch bei etwa 5 bis 30 Prozent aller Schwangeren befinden sich B-Streptokokken im Körper, vorwiegend im Enddarm. Durch eine Schmierinfektion können sie auch in die Scheide und schließlich den Gebärmutterhals gelangen.

Solange sich das Kind in der geschlossenen Fruchtblase befindet, ist es vor den Bakterien geschützt. In seltenen Fällen kommt es jedoch vor, dass sich Babys vor oder während der Geburt mit den Bakterien anstecken. Etwa eines bis zehn von zweitausend Neugeborenen ist mit GBS infiziert.

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Wie kann das Baby an B-Streptokokken erkranken?

Sobald die Fruchtblase platzt, können die Streptokokken ins Fruchtwasser aufsteigen. Dort werden sie vom Baby verschluckt und gelangen in den Magen-Darm-Trakt. Mit dem ersten Atemzug erreichen die Bakterien auch die Lunge. Die Ansteckung kann auch direkt bei der Geburt erfolgen – meist über die Scheide, manchmal über die Hände der Geburtshelferinnen.

Ein erhöhtes Risiko für eine Übertragung auf das Kind besteht, wenn folgende Faktoren vorliegen:

  • Das Kind wird zu früh geboren (vor dem Ende der 37. SSW).
  • Die Mutter wurde im letzten Monat der Schwangerschaft positiv auf B-Streptokokken getestet.
  • Bei der Schwangeren liegt bei der Geburt ein Harnwegsinfekt mit B-Streptokokken vor.
  • Die Schwangere hat bei der Geburt mehr als 38 Grad Fieber.
  • Nach einem Blasensprung vergehen mehr als 18 Stunden, ohne dass die Geburt beginnt. (Je mehr Zeit vergeht, desto größer das Risiko, dass die Bakterien ins Fruchtwasser gelangen und vom Kind verschluckt werden.)

Wie gefährlich sind Streptokokken in der Schwangerschaft?

Für die Schwangere ist eine Besiedelung der Vagina mit B-Streptokokken in der Regel unbedenklich. Werden die Bakterien während der Geburt auf den Säugling übertragen, kann dies jedoch Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes haben.

Folgen einer B-Streptokokken-Infektion für das Neugeborene

In der Medizin wird zwischen zwei Arten der Streptokokken-Infektion unterschieden: einer Frühform und einer Spätform.

  1. Die Frühform, auch „early-onset“ (EONS) genannt, macht 90 Prozent der Fälle aus. Sie kann eine Blutvergiftung (Neugeborenen-Sepsis) oder eine Lungenentzündung (Pneumonie) auslösen. Die Symptome zeigen sich direkt nach der Geburt, spätestens innerhalb der ersten 7 Lebenstage.
  2. Die Spätform, auch als „late-onset“ (LONS) bezeichnet, kann eine Hirnhautentzündung (Meningitis) beim Säugling hervorrufen. Die Symptome setzen zwischen der zweiten und sechsten Lebenswoche, manchmal auch erst drei Monate nach der Geburt ein.

Bitte lass dich nicht beunruhigen. Nicht jedes Baby, bei dessen Mutter B-Streptokokken nachgewiesen wurden, wird auch tatsächlich krank. Die meisten Babys von Müttern, die B-Streptokokken in sich tragen, kommen gesund zur Welt. Es wird vermutet, dass das Immunsystem der Mutter bereits Antikörper bildet, die oft auch das Neugeborene schützen. Schwerwiegende Erkrankungen sind selten und frühzeitig erkannt zudem gut behandelbar.

Wie lassen sich Streptokokken in der Schwangerschaft feststellen?

Eine Streptokokken-Besiedelung der Scheiden- und Darmflora kann durch einen Abstrich festgestellt werden. Beim sogenannten GBS-Screeningtest wird nacheinander aus der Scheide und dem Enddarm eine Probe entnommen und ins Labor geschickt. Das Ergebnis des Streptokokken-Tests wird im Mutterpass vermerkt.

Der Test auf Streptokokken wird normalerweise zwischen der 35. und 37. SSW durchgeführt. Falls das Risiko einer Frühgeburt besteht, kann er bereits früher vorgenommen werden.

Zahlt die Krankenkasse den Abstrich auf Streptokokken?

In der gültigen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe wird zu einem Screening aller Schwangeren zwischen der 35. und 37. SSW geraten. Allerdings ist das Screening derzeit kein Bestandteil der Mutterschaftsrichtlinien und somit keine Kassenleistung. Nur in Einzelfällen und nur bei bestimmten Risikokonstellationen übernehmen Krankenkassen die Kosten. Der Test kann jedoch von allen Schwangeren als selbst zu zahlende, individuelle Gesundheitsleistung (IGeL-Leistung) in Anspruch genommen werden. Die Kosten belaufen sich auf etwa 30 Euro.

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Was tun bei Streptokokken in der Schwangerschaft?

Während der Schwangerschaft erfolgt keine spezielle Therapie – auch dann nicht, wenn B-Streptokokken durch einen Abstrich offiziell nachgewiesen wurden. Erst kurz vor oder bei der Geburt erhält die werdende Mutter eine sogenannte „Single-Shot“-Antibiose (etwa Penicillin oder Ampicillin), um das Infektionsrisiko für das Kind gering zu halten. Durch die Antibiose bei Geburtsbeginn oder Blasensprung geht die Bakterienanzahl rapide zurück. Am besten kann das Antibiotikum wirken, wenn die Behandlung mindestens vier Stunden vor der eigentlichen Geburt beginnt.

Eine frühere Antibiotika-Gabe bereits während der Schwangerschaft bringt keinen Nutzen. Denn: Die Keime werden dabei nicht endgültig beseitigt und können das Kind bei der Geburt nach wie vor gefährden. Die Schwangere könnte sich außerdem bis zur Geburt neu infizieren.

Spontangeburt oder Kaiserschnitt: Was bedeuten Streptokokken für die Geburt?

Frauen, bei denen B-Streptokokken nachgewiesen wurden oder bei denen das Risiko einer B-Streptokokken-Besiedlung erhöht ist, erhalten bei der Geburt ein Antibiotikum. Weitere Maßnahmen sind nicht erforderlich. Einer natürlichen, vaginalen Geburt steht somit bei einer B-Streptokokken-Infektion nichts im Wege.

Ist das Infektionsrisiko bei einem Kaiserschnitt geringer?

Bei einem Kaiserschnitt ist das Infektionsrisiko für das Kind nur dann geringer, wenn er geplant und vor dem Fruchtblasensprung durchgeführt wird. Es ist jedoch nicht notwendig, per Kaiserschnitt zu entbinden. Du kannst dein Kind trotz Streptokokken in der Schwangerschaft per Spontangeburt zur Welt bringen.

Ist trotz Streptokokken in der Schwangerschaft eine Hausgeburt möglich?

Um auszuschließen, dass sich dein Kind mit B-Streptokokken infiziert hat, sollte es nach der Geburt mindestens 48 Stunden intensiv ärztlich beobachtet werden. Wurden bei dir während der Schwangerschaft Streptokokken der Gruppe B festgestellt, ist daher eine Entbindung im Krankenhaus angeraten.

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Wie wird eine Infektion mit B-Streptokokken beim Kind behandelt?

Sollten bei deinem Baby in den ersten Stunden nach der Geburt Symptome auftreten wie:

  • Fieber,
  • niedriger Blutdruck,
  • außergewöhnliche Herz- oder Atemfrequenz,
  • Anstieg von Entzündungsparametern im Blut

oder sollte dein Kind generell einen auffälligen Gesamtzustand aufweisen, wird es mit Antibiotika behandelt. Die Behandlung erfolgt stationär in einer Kinderklinik, damit die Ärzte und Ärztinnen dein Baby überwachen können.

Keine Sorge, die aufkeimende Erkrankung ist in den allermeisten Fällen durch Antibiotika gut in den Griff zu bekommen. Rechtzeitig erkannt, sind B-Streptokokken sehr gut behandelbar. Ohne Behandlung besteht jedoch das Risiko von leichten bis schweren Langzeitfolgen für das Baby. In seltenen Fällen kann eine B-Streptokokken-Infektion lebensbedrohlich werden. Deshalb gilt vor allem in der Anfangszeit: Solltest du den Verdacht haben, dass etwas nicht stimmt, gehe lieber einmal zu viel zum Kinderarzt als zu wenig.

FAQ: Häufige Fragen zu Streptokokken in der Schwangerschaft

Wann ist der Test auf B-Streptokokken sinnvoll?

Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfehlen allen Schwangeren, sich zwischen der 35. und 37. SSW testen zu lassen. Viele Experten empfehlen den B-Streptokokken-Abstrich jedoch ausschließlich bei vorliegenden Risikofaktoren (etwa bei einer drohenden Frühgeburt oder falls ein früheres Kind der Schwangeren infiziert war) und sind gegen eine generelle Testung aller Schwangeren. Ein einmaliger Nachweis könne Skeptikern des GBS-Screenings zufolge nicht automatisch auf die Besiedlung zum Zeitpunkt der Geburt schließen lassen.

In der Tat haben Untersuchungen gezeigt, dass sich die Keimbesiedlung rasch verändern kann. In der Geburtshilfe werden somit zwei Möglichkeiten diskutiert:

  1. Testung aller Schwangeren zwischen der 35. und 37. SSW auf eine GBS-Infektion. Bei vorliegender Infektion Behandlung mit Antibiotika.
  2. Keine Testung, aber Behandlung mit Antibiotika, falls Risikofaktoren vorliegen, die eine Infektion wahrscheinlich machen.

Welche Variante die bessere ist, ob mit oder ohne Testung, ist strittig. Im vom „Medizinischen Dienst Bund“ betriebenen IGeL-Monitor wird der Nutzen des B-Streptokokken-Tests in der Schwangerschaft mit „unklar“ bewertet. Lass dich am besten in deiner Frauenarztpraxis beraten. Letztlich muss jede werdende Mutter selbst abwägen, ob sie einen Test machen möchte oder nicht.

Weshalb erhalten nicht alle Schwangeren bei der Geburt prophylaktisch eine Antibiose?

Die Langzeitfolgen einer Antibiose während der Geburt sind nur unzureichend untersucht. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass durch das Antibiotikum nicht nur B-Streptokokken, sondern auch gute Bakterien ausgelöscht werden. Von einer generellen Antibiotika-Prophylaxe wird daher abgesehen.

Viele Schwangere zögern aus ebendiesem Grund damit, den Test auf Streptokokken durchführen zu lassen. Sie möchten kein Antibiotikum „unnötig“ bekommen. Sollte bei dir das Risiko einer Streptokokken-Besiedlung erhöht sein, solltest du den Test jedoch zumindest in Erwägung ziehen. Besprich mit deiner Ärztin und deiner Hebamme, wozu sie dir raten und welche Möglichkeiten es gibt, potenzielle Auswirkungen der Antibiose auf die Darmgesundheit abzumildern.

Können Präbiotika zur Darmsanierung und Unterstützung des Darmmikrobioms beitragen?

Oft wird nach einer Antibiose zur Einnahme sogenannter Präbiotika geraten. Präbiotika sollen zur Darmsanierung beitragen können. Viele Studien bestätigen den positiven Effekt. Die tatsächliche Wirkung ist jedoch nicht abschließend untersucht.

Hebammen empfehlen nach einer Antibiotika-Gabe gern Bigaia Tropfen. Diese enthalten aus der Muttermilch stammende lebende Kulturen des Milchsäurebakteriums Lactobacillus reuteri (L-reuteri). Das Milchsäurebakterium soll Studien zufolge in der Lage sein, schädliche Keime zu verdrängen und die Anzahl gasbildender Bakterien zu reduzieren. Dadurch soll es zum Aufbau eines gesunden Darmmikrobioms beitragen können.

Wie behandelt man B-Streptokokken in der Schwangerschaft bei Penicillinallergie?

Falls eine Penicillinallergie bekannt ist, erhältst du ein Alternativpräparat. Bestenfalls sollte das Labor bereits bei der Einsendung der Probe darüber informiert werden. Dann können die Streptokokken im Labor auf Empfindlichkeit gegen andere Antibiotika getestet werden.

Gibt es gegen Streptokokken in der Schwangerschaft eine Impfung?

Derzeit wird an einem Impfstoff gearbeitet. Vorstudien aus Südafrika konnten bereits nachweisen, dass mit einer Impfung Anti­körper gebildet werden können. Noch mangelt es an klinischen Studien, die die Wirkung einer B-Streptokokken-Impfung ausreichend belegen. Experten gehen jedoch davon aus, dass es in einigen Jahren einen Impfstoff geben könnte.

Kann man Streptokokken in der Schwangerschaft vorbeugen?

Nein, du kannst Streptokokken in der Schwangerschaft nicht vorbeugen. Durch eine Antibiose unter der Geburt kann jedoch das Risiko einer Übertragung auf das Neugeborene minimiert werden.

Wurden bei dir Streptokokken in der Schwangerschaft festgestellt? Was sind deine Erfahrungen damit? Wir freuen uns über eure Kommentare!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 27.03.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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